Wer eine neue Küche plant, konzentriert sich oft auf die sichtbaren Elemente: Fronten, Arbeitsplatten, Griffe oder Geräte. Dabei spielt ein unscheinbares Bauteil eine zentrale Rolle für Funktion, Haltbarkeit und Gestaltungsspielraum der gesamten Küche: der Küchenkorpus.
Als Träger aller Schubladen, Türen und Arbeitsflächen bildet er das eigentliche Fundament. Doch was genau ist ein Küchenkorpus, wie groß ist er – und lohnt es sich, an dieser Stelle zu sparen?
Was ist ein Küchenkorpus?
Der Begriff Korpus bezeichnet in der Küchenplanung den Schrankkörper ohne Front, also das reine Gehäuse eines Unterschranks, Oberschranks oder Hochschranks. Ein Küchenkorpus besteht in der Regel aus mehreren Elementen:
- Seitenteile
- Boden- und Deckplatte
- Rückwand
- Einlegeböden oder Auszüge
Die Front (also Tür, Schublade oder Blende) wird erst später montiert und ist für die Optik entscheidend – der Korpus jedoch trägt die Last und sorgt für Stabilität. Qualität, Maße und Aufbau des Korpus beeinflussen maßgeblich die Alltagstauglichkeit der Küche.
Welche Maße hat ein Küchenkorpus?
Die Maße sind in Deutschland standardisiert – mit gewissen Spielräumen je nach Hersteller und System:
- Höhe (Unterschrank): Der klassische Korpus ist 72 cm hoch, ohne Sockel und Arbeitsplatte. Mit Sockelhöhen zwischen 10 und 20 cm und einer Arbeitsplatte ergibt sich eine Arbeitsflächenhöhe von rund 91 bis 95 cm – je nach Ergonomie.
- Tiefe (Unterschrank): Standardmäßig liegt die Tiefe bei 56 cm. Für besonders tiefe Arbeitsplatten gibt es Modelle bis 70 cm.
- Höhe (Oberschrank): Oberschränke gibt es in vielen Varianten – meist zwischen 32 cm und 104 cm hoch. Gängig sind 40, 60 oder 90 cm.
- Tiefe (Oberschrank): Meist 32 cm, bei Apothekerschränken oder Sonderformen auch tiefer.
Wer eine Küche millimetergenau plant, kann bei vielen Anbietern auch auf Rastermaße zurückgreifen: Hier wird die Höhe in Vielfachen eines Grundrasters (meist 13 cm) gedacht – für maximale Kombinationsmöglichkeiten bei Schubladen und Auszügen.
Welche Rolle spielt der Korpus beim Küchenkauf?
Ob günstige Küchenzeile oder maßgefertigte Designerküche: Der Korpus ist immer vorhanden. Doch bei Material, Verarbeitung und Ausstattung zeigen sich deutliche Unterschiede:
- Materialstärke: Hochwertige Korpusse bestehen aus Spanplatten mit mindestens 16 bis 19 mm Stärke, oft melaminbeschichtet. Dünnere Platten sind anfälliger für Verformung.
- Rückwand: Die Rückwand sollte nicht nur dünnes Hartfaser-Material, sondern mindestens 3–5 mm stark und vollflächig in Nut eingefügt sein. Das erhöht die Stabilität.
- Kanten: Hochwertige Korpusse haben umlaufende Kunststoffkanten, die vor Feuchtigkeit und Stößen schützen.
- Innenfarbe: In günstigen Modellen ist der Korpus oft weiß, bei hochwertigen Küchen ist auch der Innenkorpus farblich passend zur Front wählbar.
- Beschläge und Bohrungen: Verdeckte Scharniere, robuste Bohrlochreihen und hochwertige Auszugssysteme verlängern die Lebensdauer.
Kann man am Küchenkorpus sparen?
Auch wenn man das Gehäuse im Alltag nicht sieht: Der Küchenkorpus ist nicht der richtige Ort für große Einsparungen, wenn eine Küche lange halten soll. Zwar sind einfache Korpusse günstiger – doch zu geringe Wandstärken, einfache Rückwandlösungen oder minderwertige Beschichtungen können zu Verzug, schlechter Passform oder verkürzter Haltbarkeit führen.
Wer dennoch Budget sparen will, sollte eher bei Frontmaterialien, Griffausführungen oder Geräteausstattung selektiv vorgehen – oder auf Modulhersteller mit standardisierten Maßen setzen, die hohe Qualität zu günstigeren Konditionen bieten.
Was ist beim Korpus zu beachten?
Folgende Punkte sind bei Planung und Auswahl besonders wichtig:
- Belastbarkeit: Ein Küchenschrank trägt täglich einiges – von schweren Töpfen bis zu Einbaugeräten. Der Korpus muss entsprechend stabil sein.
- Kombinierbarkeit: Standardmaße und Rastersysteme erleichtern die Planung und ermöglichen spätere Nachrüstungen.
- Feuchtigkeitsresistenz: Besonders bei Spülenschränken ist eine feuchtigkeitsresistente Innenbeschichtung sinnvoll.
- Montagefreundlichkeit: Vormontierte Korpusse erleichtern den Aufbau, besonders bei Selbstmontageküchen.
- Nachhaltigkeit: Einige Hersteller setzen auf FSC-zertifiziertes Holz oder emissionsarme Materialien – ein Pluspunkt für gesundes Wohnen.
Der Korpus ist das Rückgrat der Küche
Beim Küchenkauf entscheidet oft das Design – doch getragen wird alles vom unsichtbaren Korpus. Er sorgt für Langlebigkeit, Funktionalität und Stabilität im täglichen Gebrauch. Wer in hochwertige Materialien und eine saubere Verarbeitung investiert, profitiert von einer Küche, die auch nach Jahren noch zuverlässig funktioniert. Einsparungen sind möglich – aber nicht am falschen Ende. Denn ein solider Korpus ist die Basis für eine Küche, die wirklich alltagstauglich ist.