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Die Küche als Lebensmittelpunkt

Heutzutage stehen die Kochinseln wieder da, wo sie hingehören: mittendrin in der Küche.

Und mit ihnen die Menschen. Schon unsere Urahnen saßen um eine Feuerstelle herum, um zu essen, sich zu wärmen und womöglich über die Jagdbeute des Tages zu sprechen. Erst im Mittelalter verlor die Küche des Rauches und Rußes wegen ihre zentrale Bedeutung. In adligen Schlössern und feinen Ritterburgen wurden Mahlzeiten fortan in einem Nebenhaus zubereitet, um die anderen Gemächer schmutzfrei zu halten.

Technische Fortschritte

1735 gab es in Deutschland den ersten Metallherd, der mit Holz oder Kohle beheizt wurde und später vor allem in Bürgerhäusern regen Absatz fand. Rasant ging die Küchenentwicklung voran. Die Küche des 19. Jahrhunderts logierte zumeist im Souterrain oder im Erdgeschoss, war kompakt, hell, hoch und gut belüftet. 1880 erfanden die Engländer den Gasherd, 1851 präsentierte die Weltausstellung in London den ersten transportablen Eisenherd und 1893 fand die Premiere des elektrischen Kochherds in Chicago statt. Jetzt gab es in nahezu jeder Arbeiter- und Bürgerwohnung eine schlichte und schmucklose Küche. Aber Ausnahmen bestätigen die Regel: Beliebt war ebenso Großmutters Küche mit Porzellan, Stuck und dem lackierten und furnierten Küchenbüfett. 1926 war sie schließlich da: die erste Einbauküche (Frankfurter Küche) der Welt, mit Gerätekombination, eingepassten Schrankwänden und optimierten Arbeitsabläufen. „Erfunden“ hat sie die Wiener Architektin Margarete Schütte-Lihotzky.

Zeitalter der Einbauküchen

Seit den späten 1960er-Jahren gehört auch der Kühlschrank bei uns zum Inventar der praktischen Einbauküche, in der es vor allem darum ging, die Handlungsabläufe in der Küche zu rationalisieren und das Arbeiten zu vereinfachen. Die Frankfurter Küche sollte wie ein industrieller Arbeitsplatz gestaltet sein: Alle wichtigen Dinge sollten mit einem Handgriff erreichbar sein. Konzipiert war sie als Arbeitsplatz für eine Person, eine Tatsache, die ihre Beliebtheit in Grenzen hielt.

Urgemütlich und behaglich

So wird verständlich, dass die Küche lange Zeit ein Schattendasein fristete. Kochnische für die Hausfrau statt Wohlfühlraum für die ganze Familie. Das gehört mittlerweile der Vergangenheit an. Der Trend: Wohnküchen, die trotz funktioneller und praktischer Ausstattung Behaglichkeit ausstrahlen und in denen Menschen nicht nur Mahlzeiten zubereiten, sondern auch fröhliche Stunden miteinander verbringen und Gäste bewirten mögen.

Die Küche hat zu ihren historischen Wurzeln zurückgefunden und sich zu einem geselligen Zentrum von Wohnung oder Haus gemausert. Bat man vor Jahren die Gäste noch ins benachbarte Esszimmer, werden sie heute gern in die Küche eingeladen. Sofern die Küche groß genug ist, um einem großen Tisch samt Stühlen Platz zu bieten. Ist dies nicht der Fall, werden Küchen— und Essbereich offen gehalten, so dass Gäste beim Kochen zusehen können und die Unterhaltung im Fluss bleibt. Was das behagliche Ambiente anbetrifft, haben Landhaus- und mediterrane Küchen die Nase vorn. Sanfte mediterrane Farben, das natürliche Material Holz, dekorativ zur Schau gestellte Utensilien, Koch- zutaten und Krimskrams: All das bewirkt, dass man sich darin einfach zu Hause fühlen muss. Wenn die Technik nicht wäre, könnte man glauben, man säße in Omas Küche.

Purismus und Gemütlichkeit

Jeder hat einen anderen Geschmack. Und während die einen sich von der funktionalen Einbauküche wegbewegen und einzelne nostalgische Stücke in den Mittelpunkt rücken, bevorzugen andere schlichte Funktionalität in Weiß und Schwarz und glänzenden Edelstahl. Oder eine Kombination aus beidem. Materialien wie Stein, schimmernde Acrylflächen, farbiges Glas, glänzendes MetalI, Mosaiksteinchen, Aluminium und vieles mehr haben den Küchenhimmel erobert. Purismus und zeitlose Eleganz stehen Seite an Seite mit der neuen Natürlichkeit.

Die Seele eines Hauses

Für welche Küche Sie sich auch entscheiden, sie ist die Seele eines Hauses. Und: Gastlichkeit spielt eine ebenso große Rolle wie das Kochen. Schluss ist mit der Trennung von Küche und Esszimmer! Wir sind wieder da, wo wir mal waren: Die Küche ist ein Lebensmittelpunkt!